Beseelt, kaputt, erfüllt, glücklich, müde, begeistert, wehmütig, sehr glücklich, mittelmäßig sauber, überglücklich. So in etwa fühlt man sich nach einem langen Festivalwochenende – nach vier Tagen und vier Nächten Camping, knapp 60.000 Schritten, durchtanzten Tagen und Nächten, 17 gesehenen Liveacts und jeder Menge Festivalfood und -drinks. Natürlich spreche ich wie schon so oft vom Hurricane Festival in Scheeßel zwischen Bremen und Hamburg – und dieses Jahr haben wir sogar den ‚weiten‘ Weg von Düsseldorf auf uns genommen. Habt ihr mal wieder Lust auf einen ehrlichen, authentischen Festivalbericht?!
Mein Hurricane Festival 2024 – Festivalbericht
Dieses Jahr war mein 4. Mal auf dem Hurricane Festival und mein 5. Mal generell auf einem ‚richtigen‘ Festival, denn 2018 war ich zusätzlich zum Hurricane auch auf dem Deichbrand bei Cuxhaven. Na ja, sagen wir viereinhalb Mal – denn 2022 waren wir lediglich einen Tag lang auf dem Hurricane Festival, da wir es anders nicht in unsere Planung drumherum unterbekommen haben.
Meine bisherigen Festivalberichte findet ihr hier; 2017 war meine allererste Erfahrung über drei Nächte campen und feiern, daher ist der Beitrag etwas ausführlicher und beschreibt noch deutlicher die Erfahrung auf dem Campingplatz, sollte euch das interessieren. Ich erzähle euch jedoch in einem eigenen Beitrag (folgt) noch ein paar aktuelle Worte dazu, was wir diesmal anders gemacht haben, vielleicht anders machen würden und was meine Must-Haves sind. Außerdem gibt es am Ende dieses Beitrags einen kleinen Auszug aus 2022, weil ich dafür damals keinen eigenen Festivalbericht verfasst hatte.
Falls ihr euch fragt, wieso es so eine lange Pause gab seit 2018 – die war nicht ganz freiwillig. 2019 hatte es familiäre Gründe, 2020-2021 kam uns eine gewisse Pandemie in die Quere, 2022 ging es ja wenigstens für einen Tag hin und 2023 waren wir bereits auf Weltreise, die natürlich vorging und zeitlich nicht anders planbar war. Umso größer war jedoch die Vorfreude, dieses Jahr endlich wieder die volle Festivalexperience mitnehmen zu können!
12 Fakten über das Hurricane Festival in Scheeßel
Falls ihr zum ersten Mal vom Hurricane Festival hört oder ihr euch zumindest erstmals so richtig darüber informiert, findet ihr hier ein paar basic Fakten, die man wissen sollte oder die einfach nice to know sind! ☺️ Die Website des Hurricane Festival findet ihr übrigens hier, wo ihr weitere Infos zu den Tickets, Preisen, dem Line-Up (wird nach und nach nächstes Jahr veröffentlicht) und mehr findet.
- Das Hurricane Festival gibt es seit 1997, also fast 20 Jahre lang und ist eines der größten Musikfestivals in Deutschland
- Es findet auf dem Eichenring in Scheeßel (Niedersachsen) statt – einer bekannten Motorsportrennstrecke
- Der Name ‚Eichenring‘ ist Programm, denn rund um das Festivalgelände stehen unzählige hohe Bäume, darunter auch Eichen, was einem eine Waldatmosphäre verleiht und gerade im Sonnenuntergang super schön aussieht. Nicht umsonst ist jedes Jahr ein anderes Waldtier das offizielle Festivaltier – dieses Jahr war es der Dachs. Außerdem wechseln die Farben jährlich zwischen Türkies, Pink und Knallgrün
- Es findet stets am bzw. um das Wochenende der Mitsommerwende statt, also dieses Jahr vom 20.-24. Juni 2024. Das Datum wurde übrigens mal so gewählt, weil es – trotz des sommerlichen Namens – meteorologisch das regenreichste Wochenende im Juni ist und ob ihr es glaubt oder nicht, für ein Festival Regen und Matsch weniger schlimm sind, als 30 Grad und Sonne. Es staubt auf dem Acker wie verrückt, die Menschen trinken zu wenig Wasser und dehydrieren und Alkohol zeigt noch schneller seine Wirkung. Ich habe beide Wetterlagen schon erlebt und muss sagen, dass es dieses Jahr perfekt war, mit recht moderaten und ausgeglichenen Temperaturen, einem Regentag und ansonsten gutem Wetter
- In Baden-Württemberg gibt es das Schwesternfestival ‚Southside‘, welches zeitgleich stattfindet und (fast) das gleiche Line-Up an auftretenden Künstlern hat, nur natürlich in anderer Reihenfolge
- Das Genre des Hurricane Festivals (und das des Southside Festivals) ist recht breit, der Fokus liegt jedoch auf Rock, Alternative, Indie, Punk und etwas Elektro, Rap und Pop
- Dieses Jahr feierten 75.000 Menschen auf dem Hurricane Festival und 65.000 auf dem Southside Festival – also insgesamt 140.000 Menschen besuchten die verschiedenen, auftretenden Acts
- Es gibt insgesamt drei Hauptbühnen: Die Forrest Stage (früher Green Stage), River Stage (Blue Stage) und Mountain Stage (Red Stage), die stets an den gleichen Orten auf dem Gelände stehen. Ansonsten gibt es die White Stage, ein Festzelt wo tagsüber Lesungen oder Comedy-Auftritte stattfinden und abends bis zum Morgengrauen DJ’s auflegen, wenn die Party noch nicht vorbei sein soll
- Ansonsten gibt es auf dem Gelände unendlich viele Food- und Getränkestände, Merchandise, Dixi-Toiletten sowie Spültoilettencontainer, ein Sani- und Pressezelt, mehrere Aktionsflächen, fliegende Händler und das bekannte Riesenrad. Es gibt – auch neben der Musik – also reichlich zu tun und zu erleben
- Ihr habt die Wahl: von einem kompletten Festivalwochenende mit drei bis fünf Tagen campen im Wohnmobil/Auto oder Zelt über Tagespässe für nur einen, für euch interessanten Festivaltag ist alles möglich
- Rund um das Gelände gibt es verschiedene Zeltplätze (mit separaten Parkplätzen für die Autoanreise) und Womo-Plätze, auf die ihr direkt mit eurem Auto oder Camper fahren und darin schlafen dürft und eine dafür gesonderte Womo-Plakette braucht. Sanitäranlagen in Form von Dixi-Klos, mobilen Toilettenwagen und Duschcontainern stehen zur Verfügung, Strom oder externe Elektrizität gibt es nicht
- Solltet ihr etwas mehr ‚Luxus‘ benötigen, gibt es verschiedene Angebote – von Resort-Camping mit bereits festen, buchbaren Zelten oder Cabins über VIP-Campingplätze, mietbare Stromaggregate oder den grüner Wohnen ‚Hurricane Trailer Park‘ gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Festival nach euren Wünschen zu erleben. Aber seid schnell, gerade die „Upgrades“ sind schnell ausverkauft!
Unser Camp & meine Festivaloutfits – Must Do’s & Tipps
Ich wollte euch eigentlich hier einen Abschnitt zu unserem Camp, Infos, Tipps und Empfehlungen reinschreiben sowie meine Festivaloutfits (wenn man es denn so nennen kann) sowie nützliche Gadgets zeigen und euch auch hier ein paar Erfahrungen herunter tippen – merke aber, dass das den Rahmen des Beitrags sprengt. Ich habe kurzerhand den Abschnitt in einen eigenen Beitrag gepackt und verlinke ihn euch, sobald er online ist. ♥️
Meine 7 Highlights des Hurricane Festival 2024
1. Bands, die ich im Vorfeld auf meiner Liste hatte
Mein absolutes Must-See dieses Jahr? Ed Sheeran, Avril Lavigne, Ski Aggu, The Kooks, K.I.Z., Simple Plan, Sido, Giant Rooks, The Offspring und Sum41
Weitere Favoriten von A-Z waren diese Bands: Alice Merton, Deichkind, Editors, Feine Sahne Fischfilet, Idles, Me First & The Gimme Gimmes, Roy Bianco & die Abbrunzanti Boys, The Hives, The National, The Subways und Tom Odell.
Die Realität sind oft anders aus, denn natürlich spielen Bands auch mal gleichzeitig auf zwei der drei Hauptbühnen, die Wege sind nicht zu unterschätzen und man möchte natürlich auch nicht von einem Act zum anderen hetzen und andauernd Start oder Finale verpassen und muss dazwischen natürlich auch mal an Food-, Drink- oder Kloschlangen anstehen. Außerdem ist der Vibe auch entscheidend, die Begleitung und worauf man sich einigt und andere Faktoren – aber ein paar große Wünsche im Timetable und vor allem einige Überschneidungen gibt es natürlich immer!
2. Bands, die ich letztendlich gesehen habe
Tatsächlich haben wir ziemlich viele Acts – 17 in Summe – gesehen, wenn auch nicht alle von vorne bis hinten, aus oben genannten Gründen. Die nur teilweise gesehenen markiere ich euch so, hier kann ich nicht uneingeschränkt mein Urteil über den Auftritt fällen.
Freitag: Ski Aggu, The Idles, Ed Sheeran
Samstag: Simple Plan, Fatoni, Tom Odell, The Hives, Turnstile, Avril Lavigne, K.I.Z.
Sonntag: Feine Sahne Fischfilet, Roy Bianco & die Abbrunzanti Boys, Sum 41, Giant Rooks, The Offspring, Deichkind, Bring Me The Horizon
3. Meine Fangirl-Momente
Meine Fangirl-Momente dieses Jahr waren relativ absehbar. Und einen Widerspruch gibt es, aber mehr dazu unter Punkt 5… Ein Fangirl-Moment war ganz klar Ed Sheeran, den ich zuletzt 2019 auf einem großen Konzert mit 90.000 Menschen auf der Galopprennbahn in Hamburg gesehen habe und einfach seit seinem ersten Album an feiere – er überzeugt einfach alleine auf der Bühne, vor so vielen Menschen, mit seiner Stimme und Authentizität und einfach jeder singt und tanzt mit. Außerdem war es definitiv ein Fangirl-Moment meines 15-jährigen Ichs, Avril Lavigne live zu sehen! Auch Jugendbands wie Simple Plan oder Sum41 waren schöne Momente.
4. Welcher Auftritt mich am meisten überzeugt hat
Keine Frage, Ed Sheeran mit seinem gesamten Auftritt (authentisch, nahbar, wunderschöne Stimme, Gänsehautmomente) gehörte zu meinen Lieblingsmomenten, ebenso wie 2,3 Lieder von Avril Lavigne, die mich an meine Teeniezeit erinnert haben und einfach Nostalgiecharakter hatten.
Absolut überrascht hat mich Ski Aggu, den ich – wie wahrscheinlich einige von euch – erst seit einigen Monaten höre und seit Party Sahne auf dem Zettel habe. Wahnsinnig authentisch, sympathisch und extrem gute Show. Unser erster, besuchter Auftritt auf dem Hurricane Festival dieses Jahr und einfach der bestmögliche Auftakt mit super toller Stimmung. Es sind dann auch die Momente, die in Erinnerung bleiben, wenn ein junger Künstler sichtlich ergriffen auf der Bühne steht, vor so einer Masse an Menschen und sagt ‚Mama, ich hab’s geschafft!‘ – da bekomme ich direkt wieder Gänsehaut.
Wer mich ebenso begeistert hat, aber das war keine Überraschung, war K.I.Z. – die drei können es einfach, insbesondere wenn man die Musik mag/feiert und nicht jeden Songtext für bare Münze nimmt, denn sie bringen die Menge absolut zum kochen. Bereits 2022 war ich komplett begeistert und auch dieses Jahr gehörte ihr Auftritt zu meinen Highlights. Übrigens lohnt es sich, in das neue Album reinzuhören und die Texte ein bisschen zu durchdringen – ganz anderes Kaliber als die früheren Alben, also wagt mal eine zweite Meinung, wenn K.I.Z. früher gar nichts für euch war…
Spaß gemacht wie immer hat der Auftritt von The Offspring, die einfach zum Mitsingen einladen – das gleiche gilt für Simple Plan, die ich dieses Jahr zum ersten Mal live gesehen habe.
5. Welcher Auftritt mich eventuell enttäuscht hat
Ich muss tatsächlich sagen, auch wenn es sich ein bisschen mit meinen Fangirl- und Lieblingsmomenten widerspricht, dass mich Avril Lavigne irgendwie enttäuscht hat. Ihr Auftritt war nicht authentisch, sie wirkte sehr plastisch, die Worte ans und Interaktionen mit dem Publikum einstudiert, die Show wurde irgendwie so herunter gesungen und es kam irgendwie nicht dieses schöne, euphorisierende Gefühl rüber, das ich sonst erlebe, wenn Künstler die ihren Job feiern und man das mit jeder Faser spürt. Nichtsdestotrotz waren die Songs (Sk8er Boi, Complicated, Happy Ending, Girlfriend, …) super zum Mitsingen und haben in mir drin Glücksgefühle ausgelöst – das lag aber irgendwie weniger an Avril, als an dem Umstand des Festivals und der nostalgischen Situation an sich.
Ein bisschen verstört war ich nach dem Auftritt von Bring Me The Horizon, auch wenn ich Respekt vor der Bühnenshow, dem Mitreißen der Menge und der Stimme des Leadsängers Oli habe, die eigentlich völlig Schrott sein müsste nach diesem crazy Gesang.
6. Wen ich gerne gesehen hätte, jedoch verpasst habe
Ein paar Auftritte habe ich leider verpasst oder nicht so ausgiebig gesehen, wie ich es mir gewünscht hätte. Verpasst habe ich aus zeitlichen bzw. überschneidenden Gründen Editors, Alice Merton, Me First & The Gimme Gimmes, The National und The Subways. Am ’schlimmsten‘ für mich in diesem Zusammenhang war die Absage des Auftritts von The Kooks, die wegen des Regens am Freitag leider nicht performen konnten. Außerdem haben wir leider Sido am Samstag nicht mehr gesehen, weil er erst um 00:30-2:00 Uhr morgens aufgetreten ist und wir (zusätzlich zum Geburtstag meines Freundes) irgendwann komplett kaputt waren, nach fast 12 Stunden auf dem Festivalgelände und zwei kurzen Nächten davor.
Nicht so richtig verpasst, dafür aber leider jeweils nur ein paar Lieder mitbekommen habe ich unter anderem von Tom Odell, den ich sehr gerne länger gesehen hätte und auch ‚Another Love‘ gern gehört hätte, sowie Giant Rooks, die bei 3,4 gehörten Songs auf jeden Fall schon super waren, jedoch der nächste Act rief. Dafür habe ich 2,3 Bands gesehen, die vorher nicht auf meiner Liste standen und Laune gemacht haben. Man kann eben nicht alles haben.
7. Meine Highlightsongs vom Hurricane Festival 2024
‚Maximum Rizz‘, ‚Friesenjung‘, ‚Anders‘ und ‚mietfrei‘ von Ski Aggu
‚A Team‘, ‚Shape of You‘, ‚Castle on the Hill‘, ‚Perfect‘ und ‚Thinking Out Loud‘ von Ed Sheeran
‚I’d do anything‘, ‚I’m just a kid‘, ‚Summer Paradise‘ und tatsächlich als Cover: ‚Mr. Brightside‘ von Simple Plan
‚Girlfriend‘, ‚Complicated‘, ‚Sk8er Boi‘ und ‚Happy Ending‘ von Avril Lavigne
‚Sensibel‘, ‚Bier‘, ‚Frieden‘ und ‚Walpurgisnacht‘ von K.I.Z.
‚The Kids Aren’t Alright‘, ‚Pretty Fly (For a White Guy)‘ und ‚Self Esteem‘ (gemeinsam mit Sum41!) von The Offspring
Mini-Festivalbericht – Hurricane Festival 2022
Wie mehrfach oben geschrieben, war 2018 nicht mein letzter Festivalbesuch auf dem Hurricane – auch, wenn es 2022 im Vergleich nur eine Stippvisite war. Wir hatten die Möglichkeit, über drei Ecken an VIP-Karten für den Festivalsamstag 2022 zu kommen und sind spontan damals von Hamburg mittags hin und nachts zurückgefahren.
Unser ‚Main-Act‘ war damals K.I.Z., die nach 10 Jahren aus der Versenkung zurückgekommen sind, mit neuem Album und neuen Tracks, und auf dem Hurricane Festival aufgetreten sind. Wie schon oben geschrieben – wir waren restlos begeistert, daher habe ich mich dieses Jahr auch ganz besonders auf die Berliner Band gefreut.
Auch zu Jimmy Eat World haben wir gefeiert; die Band hatte ich 2017 schon auf dem Hurricane gesehen und löst natürlich immer Teeniezeit-Gefühle in mir aus. Neu für mich waren Mando Diao (auch hier kennt man mehr Songs, als man denkt!) und die Antilopen Gang, wo ich auch einige Songs feiere und somit cool fand. Nur am Rande mitbekommen hatten wir 2022 The Idles, genau wie in diesem Jahr 2024 reichte mir aber eine Teilberieselung der Band, weil ich jetzt kein waschechter Fan bin, aber die Musik an sich mag.
Das Fazit von 2022 war damals ohne Zweifel: Wir wollen unbedingt wieder die ‚richtige‘ Festivalexperience, die volle Dröhnung, diese drei, vier, fünf Tage Festivalfeelings ohne Pause. Schön, dass wir es dieses Jahr geschafft und möglich gemacht haben. Es lohnt sich immer immmmer, also hoffe ich, ich konnte euch anstecken und ihr habt auch Lust bekommen, mal das Hurricane Festival (oder das Southside) zu besuchen. Und ich sag mal so: Unsere Hurricane-Park-Plakette für nächstes Jahr haben wir schon gekauft…
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